Bei der Strategie zur Risikobewältigung geht es darum, was getan werden muss, nachdem Risiken erkannt wurden. Es gilt, wirkungsvolle Maßnahmen schrittweise zu planen und umzusetzen.
Risiken müssen eingegangen werden, um Gewinne und Vermögen im Immobilieninvestment überhaupt aufbauen zu können. Die maßgebliche Bemessung des Erfolges eines Investments erfolgt jedoch durch die Selektion der „richtigen“ Risiken (upside risks). Um Risiken zu meistern, müssen dabei die richtigen Strategien entwickelt und effizient umgesetzt werden.
Allgemein wird zwischen aktiver und passiver Risikobewältigung unterschieden, die auch als „ursachenbezogene“ und „wirkungsbezogene Risikosteuerung“ bezeichnet werden. Die aktive Risikobewältigung hat Einfluss auf die Eintrittswahrscheinlichkeiten und/oder kann die Risikotragweite bestimmen. Bei der passiven Risikobewältigung werden Maßnahmen zur Bewältigung von zu erwartenden Risiken oder wirtschaftlichen Konsequenzen ergriffen. Vorhandene Risiken wiederum werden durch passive Risikobewältigung nicht verändert.
Unter der Strategie zur Risikobewältigung versteht man alle Maßnahmen zur Risikovermeidung, Risikominderung, Risikodiversifikation, Risikoabwälzung und Risikokompensation, Risikodialog und Risikoakzeptanz. Da Immobilieninvestments vielen Risiken ausgesetzt sind, werden sie auch als Risikoträger bezeichnet, die bewusst oder unbewusst Risiken tragen.
Welche Strategie zur Risikobewältigung ist die richtige?
Bewältigungsstrategie hört sich für Sie vielleicht kompliziert an, ist es aber nicht! Der Charakter Ihrer Risiken wird sehr unterschiedlich sein. Bei der Maßnahmenplanung prüfen Sie zuerst, welche Risikobewältigungsstrategie die geeignetste für das jeweilige Risiko ist. Die Risikobewältigungsstrategie definiert, was Sie mit der Maßnahme erreichen wollen.
Risiko(ver)meidung
Maßnahmen, die Risiken minimieren oder die Eintrittswahrscheinlichkeiten der Risiken senken oder begrenzen.
Beispiele: D-Lagen (schlechte Vermietbarkeit, Leerstände), schlechte Mieterbonität (hohes Mietausfallrisiko), unsichere Anschlussfinanzierungen (Zinsänderungsrisiko), objektbezogene Risiken (unüberschaubare Reparaturarbeiten) etc. Auch Schadensverhütung und -begrenzung gehören dazu.
Risikodiversifikation
Die Vermeidung hoher Risiken bis Totalverlust wegen einseitiger Investitionen. Das Ausweiten von Wahlmöglichkeiten zur Erhöhung von Chancen und Verringerung der Risiken. Ziel ist, einem Klumpenrisiko vorzubeugen, das in seiner Tragweite die Fähigkeit besitzt, das gesamte Investment zu gefährden.
Beispiele: Objektgröße (Flächenverteilung), Objektalter, Banken (unterschiedliche Bankfinanzierungen), Lage (unterschiedliche demografische Entwicklungstendenzen), Mieterbranchen (Mieter in unterschiedlichen Arbeitgeberbranchen), Investitionsvolumen und Immobilienarten.
Risikoabwälzung und -kompensation
Darunter versteht man die Risikoabsicherung oder auch die Risikoverlagerung. Die Risiken werden an Dritte weitergegeben, üblicherweise an Versicherungen. Risikoabsicherung ist das am weitest verbreitete Instrument zur Risikostreuung.
Beispiele: Gebäudeversicherung, Mietausfallversicherung, Haftpflichtversicherung. Index-Mietverträge-Inflationsschutz, Rechtsschutzversicherung, Gebäudeversicherung, Hausratsversicherung der Mieter, Mietausfallversicherung, Restschuldversicherung, Ratenschutzversicherung. Auch Haus- oder Mietverwaltung können darunter verstanden werden.
Risikodialog
Risiken, die in der Öffentlichkeit stehen, sind mit einer Vertrauens- und Verständnisarbeit verbunden. Sie setzen eine hohe und offene Bereitschaft zur Kommunikation sowohl in der Öffentlichkeit als auch privat voraus. Entscheidungsträger sind dabei meist öffentliche Ämter, allgemeine Personengruppen und Mieter (Stakeholder).
Beispiele: Genehmigungsfristen, Bürgerforen, Nachbarschaftskonflikte, Akzeptanzprobleme und Lobbyarbeit.
Risikoakzeptanz
Es werden bewusst – jedoch nicht leichtsinnig – Risiken eingegangen und mit Verantwortung getragen. Voraussetzung dafür ist die mögliche Messbar- und Prüfbarkeit. Die Risiken müssen im Verhältnis zu den Renditen stehen (Rendite-Risiko-Verhältnis). Im Rahmen der Risikobewältigung kommt es darauf an, als vertretbar erachtete Risiken zu tragen und hierfür ein geeignetes Instrument zur Überwachung und Kontrolle zu gewährleisten.
Beispiele: Gewerbeimmobilien oder Hallenlage mit sowohl hohen Renditeerwartungen als auch Leerstandrisiko, D-Lagen, Sozialwohnungen etc.
Investoren, die am Anfang stehen, ist zu empfehlen, ein höheres Risiko einzugehen, da sie zu Beginn größtenteils nur wenig Vermögen mitbringen und es weniger zu verlieren gibt. Immobilieninvestoren, die schon länger auf dem Markt agieren, sollten entsprechend ihres Vermögensstands vorsichtiger handeln.
Alle in diesem Kapitel enthaltenen Punkte sollten als wichtiges Frühwarnsystem für Ihr Immobilieninvestment verstanden werden. Risikobewältigungsstrategien sind für ein erfolgreiches Immobilieninvestment von immenser Bedeutung. Risikofaktoren, die nicht erkannt und verhindert werden, können im „worst case“ bis zur Insolvenz führen.
Siehe verwandtes Thema: Risikomanagement